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Optimaler Schutz vor Frost

Warum Pflanzenschutzspritzen im Winter eine Sonderbehandlung brauchen

Keine Frage: Pflanzenschutzspritzen sind ein Saisonartikel. Wenn im späten Herbst die letzte Anwendung hinter ihnen liegt, gibt es für sie erst einmal nichts zu tun. Für Landwirte jedoch umso mehr: Sie müssen ihre Geräte gut vor Frost schützen, damit diese im nächsten Frühjahr wieder starke Leistung bringen. Spritzeneinwinterung heißt das Zauberwort, das für Vernunft und nachhaltiges Denken steht. Denn wer seine Pflanzenschutzspritzen richtig durch die kalte Jahreszeit bringt, erhält Wert und Lebensdauer seiner teuren Maschine. Bei dieser wichtigen Aufgabe unterstützen die Landwirtschaftskammer NRW, der Feldspritzen-Anbieter LEMKEN und Bayer Crop Science die Landwirte. Deshalb haben sie gemeinsam die zentralen Fragen und Antworten zu diesem Thema zusammengestellt.

Wann ist der richtige Zeitpunkt, um Pflanzenschutzspritzen einzulagern?

Die Regel ist ganz einfach: nach der letzten Feldbehandlung und vor den ersten Minustemperaturen, schließlich gilt es Schäden durch Frost an der Spritze zu verhindern. Der genaue Termin ist sehr betriebsspezifisch und hängt stark von der Fruchtfolge sowie den baulichen Gegebenheiten ab. Wer seine Spritze in einem frostsicheren Gebäude unterbringen kann, braucht sie selbstverständlich nicht gegen Minustemperaturen zu schützen. Gründliche Reinigung und Wartung dann reichen aus.

Die Spritzeneinwinterung beginnt mit der Reinigung des Pflanzenschutzgeräts – und zwar stets nach den Regeln der Guten Fachlichen Praxis. Das heißt, der Landwirt säubert und entleert das Gerät vollständig auf dem Feld oder auf der Waschplatte des Hofs. Letzteres ist nur dann erlaubt, wenn kontaminiertes Waschwasser aufgefangen und mit Hilfe eines Biofilters oder des Phytobac-Systems entsorgt wird. So ist garantiert, dass Oberflächengewässer frei von Pflanzenschutzmittel bleiben.

In einigen Bundesländern darf das Waschwasser auch in den Güllebehälter eingeleitet werden. Welche Länder das sind, wissen die zuständigen Behörden.

Am besten geeignet sind Kühlerfrostschutzmittel für Autos. Denn: Sie bilden keinen Schaum, schützen vor Ablagerungen und Korrosion, konservieren zuverlässig Kunststoff- und Gummiteile und schützen die Maschinen bei Minustemperaturen.

Tipps:

  • Auf hochwertige Frostschutzmittel setzen und deren Qualität mit Hilfe des Datenblatts überprüfen. Die Gebrauchsanweisung beachten.
  • In Konzentrate investieren. Denn in der Spritze verbleibt auch nach der Reinigung und Entleerung immer Wasser. Dieses verdünnt automatisch das Konzentrat. Das heißt: Verdünnte Fertiglösungen verwässern den gewünschten Schutz zusätzlich. Ein weiterer Vorteil der Konzentrate: Sie lassen sich im nächsten Winter wiederverwenden.

Achtung: Nur Kühlerfrostschutzmittel verwenden. Wer stattdessen Ammoniumnitrat-Harnstoff-Lösung (AHL), Alkohol, Salzlaugen oder Scheibenfrostschutzmittel einsetzt, muss mit Schäden rechnen. Einige dieser Mittel sind hochkorrosiv. Sie greifen Gummiteile an, machen Dichtungen und Membranen spröde. Andere sind brennbar oder bilden Schaum.

Wie viel Kühlerfrostschutzmittel braucht man?

Das hängt von zwei Voraussetzungen ab: von der technischen Restmenge Wasser und den Minusgraden, die erwartet werden. Für Deutschland sollte eine Einstellung der Konzentration auf – 25° Celsius ausreichend sein. Bei einer Anbauspritze genügen aus der Erfahrung heraus zirka 20 Liter Frostschutzmittel, bei einem Selbstfahrer benötigt man rund 60 Liter Frostschutz. Damit lassen sich alle Leitungen gut durchspülen und füllen.

Grundsätzlich gilt: Bitte die Gebrauchsanweisung des jeweiligen Herstellers berücksichtigen.

Die Frostschutzmittel gehören direkt in den Tank. Der Grund: Bei geringen Flüssigkeitsmengen ist der Einzug über die Einspülschleuse – sie arbeitet nach dem Unterdruckprinzip – nicht immer gesichert.

Wie wird das Spritzensystem durchgespült?

Wichtig ist, dass alle Teile, die Spritzbrühe transportieren, mit Frostschutzmittel in Berührung kommen. Unterschiedliche Pumpen in den Geräten erfordern allerdings eine unterschiedliche Vorgehensweise:

  • Kolbenmembranpumpen sollten mit einer Drehzahl von 350 bis 540 Umdrehungen pro Minute betrieben werden.
  • Bei Zentrifugalpumpen muss der Landwirt die Angaben des Herstellers berücksichtigen.
  • Hydraulikpumpen liefern mit betriebsüblichen Drehzahlen das beste Ergebnis.

Läuft die Pumpe, werden alle Funktionen der Reihe nach durchgeschaltet und die jeweiligen Bereiche für mindestens eine Minute durchgespült. Lassen sich einzelne Funktionen nicht aktivieren, ist zu wenig Flüssigkeit im System. Dann muss zusätzlich Frostschutzmittel und Wasser in gewünschter Konzentration aufgefüllt werden.

Worauf muss beim Durchspülen besonders geachtet werden?

Im Eifer der Aufgabe  vergessen werden zum Beispiel:

Einspülschleuse mit Kanisterreinigung, Ringleitung und Waschpistole

Innenreinigung mit Rührdüsen und Rührwerk. Derzeit sind kontinuierliche Innenreinigungen stark im Vormarsch. Sie funktionieren mittels einer zusätzlichen Pumpe, die ebenfalls Schutz vor Minustemperaturenbenötigt. Dazu gibt man Frostschutzmittel zusätzlich in den Klarwassertank.

Tipps:

  • Überdruckbypass ansprechen lassen (per Handschaltung oder den Druck kurzfristig auf 6 bar erhöhen)
  • Regelhahn manuell hoch- und runterfahren
  • Druckfilterumspülung aktivieren
  • Restablasshahn kurz öffnen und wieder schließen
  • weitere Funktionen betätigen – falls vorhanden
  • herstellerspezifische Optionen beachten

Stimmt die angestrebte Konzentration?

Durch die Schaltvorgänge sollte die gesamte relevante technische Restmenge mit Frostschutz durchsetzt sein. Nun kann die Konzentration gemessen werden. Für den Fall, dass die Konzentration nicht stimmt, muss Frostschutzmittel nachgefüllt und das gesamte System erneut durchgespült werden. 

Ist sie erreicht, werden abschließend die Gestängeleitungen durchspült. Dazu muss der Landwirt jede Teilbreite einzeln solange einschalten bis Frostschutzmittel an der Düse ausläuft.

Tipp:

Dabei auch Randdüsen, die Schlauchtrommel der Außenreinigung, Waschbürste und Spritzlanzen einbeziehen.

Das Anspritzen erfolgt immer auf einer biologisch aktiven Fläche.

Das Durchspülen der Spritze mit Frostschutzmittel ist ein wichtiger Teil der Spritzeneinwinterung. Ist sie damit auch abgeschlossen?

Tipp:

Jetzt ist es auch an der Zeit, den Schmier- und Wartungsplan der Spritze abzuarbeiten. Ebenso die Kontrolle der elektrischen Steckverbindungen und die Beleuchtungsanlage. Außerdem ist es unerlässlich, die Druckluftbremse – falls vorhanden – zu entwässern und die Reifen durch Aufbocken oder Druckerhöhung zu schonen.

Heisst Ruhezeit für die Spritze auch Ruhezeit für den Landwirt?

Nur bedingt. Sobald die Maschine ins Winterquartier gezogen ist, sollte er technische Veränderungen durchdenken: Was hat mich in der vergangenen Saison gestört? Welche Ideen habe ich von Veranstaltungen wie der Agritechnica mitgebracht? Kann ich sie umsetzen? Sollte ich GPS mit automatischer Teilbreitenschaltung anschaffen? Wie groß sollten Teilbreiten sein? Sollte eine Einzeldüsenschaltung ins Auge gefasst werden? Ist es praktischer, wenn Innenreinigung oder Randdüsen vom Schlepper aus geschaltet werden könnten?

 

Diese Fragen kann nur der Landwirt selbst beantworten. Bei allen anderen Fragen rund um das Thema Spritzeneinwinterung stehen die Landwirtschaftskammer NRW, der Feldspritzen-Anbieter LEMKEN und Bayer Crop Science zur Verfügung – und zwar immer sehr gern.